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Halle: Froschkönig

Unterirdische Fluten

27. Nov. 2005 (dw) – 

 

Horst Günther, Autor der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater", schreibt über den Figurensommer Halle 2005*:

... Der erste Abend begann mit Jan Mixsas Solostück: Froschkönig. Der Spieler tappelt als meckernde Oma durchs Publikum und verteilt "Nüsschen" aus der Handtasche. "Die Schokolade" – so versichert die Oma, habe sie von den Ferreros sauber abgeschleckt. "... Ordnung muss sein – so wie früher... da gab es auch noch nicht diese esoterischen Studenten" Oma versucht auf die hohe Bühne zu krauchen – sie keift, weil es heutzutage keine hilfreichen Kavaliere mehr gibt. Plötzlich springt ein junger Mann aus dem Publikum eilfertig auf die Bühne und hilft der Oma aus dem Mantel. Seine Bereitwilligkeit wird von der Oma auch im weiteren Verlauf penetrant genutzt.
Was die alte Dame auf der Bühne veranstaltet, entwickelt sich zu mehreren verballhornten Varianten des Märchens vom Froschkönig. Die Oma war nämlich mal eine schöne Prinzessin... Eines Tages fällt ihr Bällchen in den Brunnen. "Da kommt Karl", ein cooler Typ, "der mit Taucherausrüstung den Kampf gegen die unterirdischen Fluten aufnimmt.
Jan Mixsas Figuren und Requisiten sind "hässliche Provisorien"; sie diffamieren das, was sie bedeuten. Mixsas Sprache legt sich wie eine stark karikierende Maske über die Figuren. So ist der Vater der Prinzessin, König Klaus, ein waschechter Sachse und die Prinzessin flötet jungferlich. Sie heiratet ihren Helden. Durch die Turbulenzen in der Hochzeitsnacht – klatsch – wird der Prinz ein Frosch, der von der Prinzessin als "grünes Wunder" begrüßt wird. Doch nach 17 Jahren Ehe hält der Frosch die immer häufiger nörgelnde Prinzessin nicht mehr aus und stirbt. Es folgt eines der vielen schönen bösen Lieder, die Jan Mixsa zwischen die Szenen setzt, nun also eine Art Abschiedslied: ..."ohne Zähne, ohne Haar..." Unzufrieden mit den "suizidösen Männern" bietet Oma eine neue Variante der Geschichte an: Da wird die Prinzessin zur Fröschin, daraufhin bekommt der Prinz einen Lachanfall. Die Froschprinzessin besteht auf einem Kuss und mit ihrem Riesenmaul verschlingt sie den Mann. Danach: triefender Sarkasmus im Schlusslied von der Reinkarnation. Diese Aufführung wurde als Eröffnungsfeuerwerk des Figurensommers vom Publikum jubelnd aufgenommen.
Schöne böse Lieder, triefender Sarkasmus.

*Teile dieser Berichterstattung können Sie auch in der Dezember-Ausgabe der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater" lesen.

 

Kurzinfo

Titel: Froschkönig
Regie: Jan Mixsa
Schauspiel: Jan Mixsa

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