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Erfurt: Kasper der Compagnie La Pendue auf der Synergura

Massenmord oder Philosopie?

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Vor dem Kampf: Der freche Pulcinella hat keine Angst vor dem Tod | Foto: Lutz Edelhoff

Vor dem Kampf: Der freche Pulcinella hat keine Angst vor dem Tod | Foto: Lutz Edelhoff

06. Jul. 2008 (mb) – 

Zwei flinke sympathische Spieler im Wettbewerb mit ihren Puppen: Estelle Charlier und Romuald Collinet sprühen vor Spielfreude, zeigen sich gelassen, erwartungsfroh und auf alles gefasst im Umgang mit dem (in der 10 Uhr-Vorstellung pubertierenden) Publikum und treten in den - keinesfalls nur verbalen! - Dialog mit ihren Spielpartnern auf der Guckkastenbühne.

 

Die „schlechte Nachricht“, es sei auf Französisch, und die „gute Nachricht“, es gebe „nichts zu verstehen“, erwies sich als wahr und wunderbarerweise als tragfähiger Boden für eine ganze Inszenierung: Zu sehen war traditionelles, anarchisches Polichinelle-Theater. In einheitlicher Ästhetik und perfekter Puppenführung wurde mit viel Witz und Einfallsreichtum aufeinander eingeschlagen (was die jugendlichen Zuschauer moralisch entrüstete: „Das ist ja ein Massenmörder! Warum machen die denn so was!“), in wechselnden Konstellationen und gleichbleibenden Konflikten Machtkämpfe ausgetragen.

 

Was oberflächlich betrachtet nur schnell und auf den äußerlichen rauen Gag gemünzt schien, hatte jedoch philosophische Tragweite. Nicht nur die zwischenmenschlichen Grundkonflikte kamen durch das martialische Unwesen zwischen Puppe und Puppe, Mensch und Puppe in der geradezu uferlosen Übertreibung zum Vorschein. Auch im Kampf mit den Figuren „Verzweiflung“, „Krankheit“ und „Wut“, die als Trio den Tod verkörperten, behält Pulcinella die Oberhand. Was für eine gefühlsmäßige Erleichterung darin liegt, eine Handpuppe als Stellvertreter für uns auf der Guckkastenbühne den Tod verprügeln und schließlich erschlagen zu sehen! Die Jugendlichen erfassten die Konsequenz sofort und stellten nicht nur während, sondern auch noch nach der Vorstellung Überlegungen darüber an, wie das menschliche Dasein ohne den Tod aussehen würde.

 

Die Autorin, Mareike Block, studiert Neuere deutsche Literaturwissenschaft und Philosophie an der Fern-Universität Hagen. Den Text schrieb sie für das "bulletin", die tägliche Festivalzeitung der Synergura. Wir bedanken uns beim Theater Waidspeicher und der "bulletin"-Redaktion für die Genehmigung des Nachdrucks.

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