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Berlin: Katzgraben-Premiere im Maxim-Gorki-Theater

Hirn im Einweckglas

V.l.n.r. Melanie Sowa, Hans-Jochen Menzel / Foto: Maxim Gorki Theater

V.l.n.r. Melanie Sowa, Hans-Jochen Menzel / Foto: Maxim Gorki Theater

21. Nov. 2005 (Ivelina Kovanlashka) – 

Der "neue Mensch" ist das Thema der aktuellen Inszenierung "Katzgraben – oder Umschulung schnell gemacht" im Berliner Maxim Gorki Theater. Basis der Inszenierung ist das von Bertolt Brecht inszenierte gleichnamige Stück "Katzgraben" von Erwin Strittmatter, das 1953 im Berliner Ensemble Premiere feierte. Der Regisseur Hans-Jochen Menzel hat zusammen mit Sascha Bunge, Annette Reber und Melanie Sowa die etwas angestaubte Fassung mit Ironie überarbeitet und um neue Ideen ergänzt. Ivelina Kovanlashka war für puppenspiel-portal.de bei der Premiere am 4. November.

Stille im Studio des Maxim Gorki Theaters. Eine kleine Tür links am Rand der Bühne öffnet sich. Seminarleiter Jochen (Jochen Menzel) betritt mit seiner Blauhemd-Mitarbeiterin (Melanie Sowa) die Bühne, ein Gestell mit einer Handvoll Prozessionspuppen im Gepäck. Die beiden mustern den Raum. Hier sollen beide 70 Studenten zu Kulturschaffenden umschulen. Sie fangen an zu proben.

Bertolt Brecht guckt vom Gestell aus zu. In Gestalt des Heiligen Josef gibt er Regieanweisungen und ätzende Kommentare, flirtet mit allen – nur nicht mit Helene Waigel.

Genosse Jochen macht sich derweil sorgen, wie er die Umschüler zum Mitmachen bewegen kann: "Natürlich hat keiner Erfahrung mit Puppenspiel." Deshalb setzt er seine Kollegin ins Publikum und sagt: "Du meldest Dich." Im kurzen Gespräch stellt sich dann heraus, dass die "Teilnehmerin" aus dem Westen "aus Überzeugung rüber gekommen" ist. Der Seminarleiter versteht sich auf beiläufige Propaganda.

Derweil streiten sich neben Brecht die anderen Puppen um den Bau einer Straße im Dorf Katzgraben. Großbauer gegen Kleinbauern. Der Großbauer hat die Pferde, ohne die die Kleinbauern nicht arbeiten können. Die Kleinbauern wünschen sich einen gemeinschaftlichen Traktor, der Großbauer ist gegen die Straße. Tumult und Tohubahowu.

Der passende Moment für den Auftritt des Generalsekretärs: Kopf aus Schaumstoff, Gliedmaße aus Damenstrumpfhosen. Er verspricht eine Zukunft, in der alles besser wird, Menschen flexibel und rational sein werden. Er schneidet sich Hände und Beine ab, rupft sich sein Hirn heraus, und packt es in ein Einweckglas.

"Schließen wir die Augen", sagt Genosse Jochen, "und stellen uns die Welt im Jahr 2005 vor". Was wir dann wohl im Einweckglas finden?


Hinweis: Dieser Bericht ist im Rahmen des Praxisseminars "Aufbau eines Onlineportals" an der FU-Berlin entstanden.

 

Kurzinfo

Titel: Katzgraben – Umschulungschnell gemacht
Regie: Hans-Jochen Menzel in Zusammenarbeit mit Sascha Bunge, Annette Reber, Melanie Sowa
Schauspiel: Hans-Jochen Menzel, Melanie Sowa
Puppen: Suse Wächter
Bühne: Halina Kartochwil
Kostüme: Dorothee Scheiffart

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