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Halle: Mirko oder Das Ding aus Holz

Gott wollte Golf spielen

27. Nov. 2005 (dw) – 

Horst Günther, Autor der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater", schreibt über den Figurensommer Halle 2005*:

... Die dritte Darbietung Jan Mixsas, Mirko oder das Ding aus Holz, war seine Variante von der Erschaffung der Welt, eine ins Schwarzlicht getauchte Glosse. Der Spieler erzählt im rüden Ton: "Am Anfang war nichts..." Gott war es langweilig, er lief mit einer Fliegenklatsche umher und ärgerte sich, dass es nichts zu klatschen gab; also schuf er das Leben. Er wollte mit jemandem Golf spielen, also schuf er Mirko, den männlichen Menschen, – ein ringförmiges Gebilde mit Schwänzchen, das mal Penis und mal Nase war. Mirko hatte auch zwei Beine, aber die riss Gott ihm wieder aus, weil der Kerl immer weglaufen wollte. Aus dem Kreuz schuf Gott die Frau. Für die Form von Mann und Frau haben die biologischen Geschlechtszeichen Pate gestanden. Jan Mixsa singt schön böse Lieder zur Gitarre, so z.B. "vom Weib und der angewandten Schizophrenie." Mirko wurde an der Frau festgekettet und so machten sie Kinder usw. usw. Gott sperrte die Menschen in Käfige, ein Käfig hing höher und so kam die Ungerechtigkeit in die Welt.
Was Chaotik und aggressiven Humor betrifft, ähnelte diese Vorstellung den vorangegangenen, aber hier war der Bedeutungshintergrund größer und das Weltgefühl bitterer.
Jan Mixsas Spiel ist unbändig und vital. Es ist schier unmöglich eine schlüssige Geschichte darin zu finden, (bzw. eine solche zu beschreiben!). Die Szenen scheinen als spontane Einfälle zu entstehen, ihre Verbindung ist mehr witzig als logisch, und immer wieder wird das Ganze mit frechen Improvisationen durchsetzt. Seine Aggressivität und Weiberfeindlichkeit wird wieder zurückgenommen und ironisiert, wenn er mit dem Charme eines jedem Weiberrock hinterherpfeifenden Bauarbeiters sein Publikum darauf verweist, dass das alles nur ein Spaß sei.
Jan Mixsa gehört zu den Spielern, die einen überlieferten Stoff, ob nun aus klassischen Märchen, moderner Belletristik, Bibel o.a. als Anregung benutzen, um daraus ihre freie gedanklich abweichende Spielfassung zu entwickeln. In den meisten Darbietungen des Figurensommers wurde versucht, die literarische Vorlage einigermaßen autorengemäß umzusetzen. Beide Methoden haben ihre Berechtigung und ihren Erfolg.
Chaotisch, agressiver Humor, bitteres Weltgefühl.

*Teile dieser Berichterstattung können Sie auch in der Dezember-Ausgabe der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater" lesen.

 

Kurzinfo

Titel: Mirko oder Das Ding aus Holz
Regie: Jan Mixsa
Schauspiel: Jan Mixsa

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