Halle: Figurensommer Halle 2005
Es bleibt alles ganz anders
Horst Günther, Autor der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater", schreibt über den Figurensommer Halle 2005*:
Es bleibt alles ganz anders, könnte man sagen, wenn man den diesjährigen Figurensommer mit dem des vergangenen Jahres vergleicht. Auch dieses Mal nahmen Spieler und Zuschauer die Wetterattacken gelassen hin; sie hatten auch allen Grund dazu; denn die riesenhaften Plastikfolien waren von den Burgleuten so genial über das gesamte Aktionsfeld gespannt, dass selbst der heftigste Regenguss ferngehalten wurde. Das Unwetter rächte sich für diese Abweisung, indem es die Vorstellung "Macht des Schicksals" mit dem lauten Trommelgeräusch aufprallenden Wassers belegte. Akteure und Zuschauer lachten über diesen Vorgang und mit hochgeregelter Lautsprecherverstärkung wurde weitergespielt.
Ja, die Stimmung war von Anfang an bestens. Der erste Abend begann mit Jan Mixsas Solostück: Froschkönig. Der Spieler tappelt ...
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- Froschkönig Unterirdische Fluten
- Hildegard, eine Komödie in Blech Weiber werfen Männer weg
- Mirko oder Das Ding aus Holz Gott wollte Golf spielen
- Ehe die Menschen noch einmal ans Meer gingen Mit anderem Namen erwachen
- Des Kaisers neue Kleider Flotte Damen mit Koffer
- Frau Maier, die Amsel Ich kann plötzlich fliegen
- Der kleine König Dezember Die Bürogeherin
- Das Glück hatte ich mir anders vorgestellt Dompteur macht Löwe kaputt
- Ronja Räbertochter Räuberberuf abgelehnt
- Die Legende von Sleepy Hollow Friseurin schneidet Köpfe ab
- Die Macht des Schicksals Generaldirektor Gott
- Das Märchen vom guten Ende Ins Grab zurückgeprügelt
... obenauf sitzt der Teufelskopf mit Gewand, und alles verbindet sich organisch miteinander.
An dieser Stelle höre ich auf zu beschreiben, erstens, weil manchmal das Gesehene und Erlebte nicht adäquat mit Worten wiederzugeben ist, und weil zweitens diese Aufführung die letzte des Figurensommers war. Nicht ganz, denn nachdem das Publikum großen Applaus gespendet hatte, begab man sich auf einen Platz, wo Studenten der Hochschule für Design und Studenten der Fachrichtung für Puppenspiel gemeinsam ein Maskenspiel zeigten. Die Körpersprache und die Wirkung der Masken waren beeindruckend. Inhaltlich konnte ich schlecht folgen, weil ich als kleiner Mensch mitten unter größeren Sichtprobleme hatte.
Die Idee des Figurensommers stammt von Steffi Lampe; bildkünstlerische und darstellerische Äußerungen sollen sich begegnen und sich verbinden.
Der Burggraben mit seinen prächtigen Bäumen, das alte Gemäuer ringsum, der Sandberg mit einem alten Sofa darauf und nicht zuletzt die grafischen und plastischen Exponate der Burgstudenten – das alles schmilzt zusammen zu einem urigen Bild das lustig gekontert wird durch einen plastenen Getränkestand.
Durch dieses Gemisch aus Romantik und künstlerischer Arbeitsatmosphäre spürt der Besucher sofort – hier wird etwas Besonderes geboten, – nichts Perfektes, sondern eher etwas Provozierendes. Der Figurensommer kennt keine Misserfolge. Das Publikum ist begeistert oder zumindest heiter gestimmt. Das hängt auch mit dem Drum und Dran der Veranstaltung zusammen: Vor jeder Aufführung spielt kurz die Band, die dann auch nach dem Puppentheater die Gäste unterhält.
In den Pausen kann man sich die Ausstellung der Burgstudenten ansehen, neben Getränken kann man liebevoll geschmierte Fettbemmchen erwerben. Die Besucher stehen in Grüppchen zusammen und reden, zunächst über das Gesehene und dann über Gott und die Welt. Und sollte mal eine Aufführung nicht der eigenen Kragenweite entsprochen haben, die Musik im Anschluss sorgt immer wieder für beste Stimmung.
Hier wird Besonderes geboten, nicht perfekt, sondern provozierend.
*Teile dieser Berichterstattung können Sie auch in der Dezember-Ausgabe der UNIMA-Fachzeitschrift "das Andere Theater" lesen.
Kurzinfo
- Titel: Figurensommer Halle 2005
- Organisation: Steffi Lampe
- Letztes Festival: 22. bis 30. Juli 2005
- Kommendes Festival: 21. bis 29. Juli 2006, Spielplan siehe Weblinks