Hamburg: Eine halbe Milliarde für die Elbphilharmonie ...
... aber kein Mietvertrag für Puppentheater
Kulturskandal in der reichsten Stadt Deutschlands: Hamburgs Elbphilharmonie soll eine halbe Milliarde kosten, aber die Stadt hat angeblich keine Geld mehr für die Miete des Hamburger Puppentheaters. Der letzte Vorhang soll wenige Tage vor Weihnachten fallen. Nun regt sich der Protest in der Hansestadt.
Als die Kündigung kam, war Geschäftsführer Peter Recker geschockt. "Vor wenigen Monaten wurde unser Puppentheater von der Stadt renoviert. Jetzt will die Sozialbehörde im Bezirk das Haus Flachsland aus Einspargründen aufgeben." Das sei nicht nur mangelnde Planung, sondern auch Verschwendung von öffentlichen Geldern, sagte der Theater-Chef dem Hamburger Abendblatt.
Das Hamburger Puppentheater gibt es seit über 60 Jahren. Neben Theater bietet die Einrichtung zahllose Workshops an und hat dabei weit über Hamburg hinaus knapp 13.000 Kinder und etliche Lehrer zum Puppenbau und zum Spiel inspiriert. Bis zu 150 Vorstellungen werden pro Jahr in den Räumen gegeben. Vier Fünftel der Arbeit verrichten Ehrenamtliche. Das Theater wurde vor zwei Jahren vom Bezirk mit dem Kulturpreis ausgezeichnet.
Der Bezirk hatte die Räume bislang von der Sozialbehörde für Jugendarbeit angemietet. Das Theater konnte den Saal des Hauses mietfrei nutzen. Doch die Jugendarbeit zieht um, der Mietvertrag läuft aus.
"Das Bezirksamt hat keine finanziellen Mittel, um den Betrieb und Unterhalt des überwiegend ungenutzten Gebäudes zu bezahlen", sagte Sprecher Peter Hansen dem Hamburger Abendblatt.
Neben zahlreichen anderen protestiert auch der Fachverband Theater in Schulen Hamburg gegen die drohende Schließung wegen Miet-Problemen. "Die Konsequenzen aus einer möglichen Schließung des Puppentheaters wären für die Kindertheaterszene katastrophal", sagt die Vorsitzende Maike Mittag. Das Theater sei eine der wenigen Einrichtungen, die Kinder und Jugendliche an das Theater heranführen. Der Fachverband hat die Kulturbehörde aufgefordert, sich für den Erhalt der Kulturinstitution einzusetzen.
Die Elb-Metropole ist die reichste Stadt Deutschlands: 23.366 Euro verdienten die Hamburger im Durschnitt im Jahr 2007, mehr als in jeder anderen Stadt. Eines der wichtigsten Prestigeprojekte - die Elbphilharminie - ist vollkommen aus dem Ruder gelaufen. Ursprünglich sollte der Musik-Bau letztes Jahr in Betrieb gehen, in ersten Planungen sollte der Klotz am Fluß 77 Millionen kosten. Mittlerweile sollen sich die Kosten auf knapp eine halbe Milliarde Euro belaufen, meldete die Welt vor wenigen Wochen.
Wer sich für den Erhalt des Hamburger Puppentheaters einsetzen will, kann sich auf der Website des Theaters informieren und dort auch eine Protestnote hinterlassen.
Links
- Hamburg reagiert: Spielzeit verlängert »
- Protest-Seite des Hamburger Puppentheaters »
- Die Welt: Kosten für Elbphilharmonie steigen auf 500 Millionen »